Wenn man im deutschsprachigen Theaterbetrieb über moderne Volkstheater-Komödien spricht, fällt ein Name zuverlässig: Stefan Vögel. Der aus Frastanz-Bazora stammende Autor, Kabarettist und Schauspieler zählt heute zu den produktivsten und erfolgreichsten Stückeschreibern der Region – und doch wissen viele im Ländle kaum, wie umfangreich sein Werk tatsächlich ist.
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Prägung in Gurtis – Mikrokosmos einer Bühnenlaufbahn
Aufgewachsen im rund 300-Seelen-Dorf Gurtis, oberhalb von Frastanz, wurde Vögels Blick für Menschen und Geschichten schon früh geschärft. Das Dorf als sozialer Mikrokosmos und das elterliche Gasthaus als permanente Begegnungszone prägten ihn nachhaltig. Hier sammelte er Figuren, Typen und Szenen, die später in seinen Stücken ihren Platz fanden.
Seine Schwester Maria Neuschmid, später klassisch ausgebildete Schauspielerin, wuchs mit ihm in dieser Welt auf – eine enge familiäre Verbindung, die bis heute ihre gemeinsamen Theaterarbeiten begleitet.
Vom Gymnasium zum Kabarett – und schließlich zum Theaterautor
Nach der Schulzeit in Feldkirch versuchte sich Vögel kurz an einem Lehramtsstudium in Wien, wechselte dann nach Zürich und schloss dort ein Wirtschaftsstudium ab. Doch bereits während der Studienzeit lebte er zunehmend vom Kabarett – der entscheidende Schritt in seine künstlerische Laufbahn.
1991 entstand sein erstes eigenes Stück „Grüß Gott in Voradelberg 1“. Rasch folgten weitere Produktionen, zunehmend erfolgreicher und publikumswirksamer. Nach einigen Jahren beschloss Vögel, ein eigenes Theater zu gründen – das VOVO – Vorarlberger Volkstheater, das später in eine bis heute aktive Produktionsfirma überging.
Vorarlberger Volksseele – authentisch auf die Bühne gebracht
Vögels besondere Stärke liegt im präzisen Beobachten und pointierten Übersetzen dessen, was die Vorarlberger Mentalität ausmacht. Nicht ein Typ, sondern viele – echt, humorvoll, bodenständig und manchmal herrlich schräg. Seine Figuren wirken so lebensnah, dass das Publikum sich selbst auf der Bühne erkennt.
Seine Lieder und Szenen haben Kultstatus: vom Bofrostmann-Lied bis zu den 96 Gemeinden, die von Schulklassen auswendig gesungen werden. Mundart, Milieu und Charaktere – bei Vögel wird nichts künstlich aufgesetzt, alles lebt aus Erfahrung.
Disziplinierter Textarbeiter
Trotz des oft leichten Tons seiner Stücke arbeitet Vögel mit großer Disziplin. Er schreibt wie ein Beamter: täglich frühmorgens ab sechs Uhr, mehrere Stunden, an mindestens fünf Tagen in der Woche. Über 55 Theaterstücke und rund 25 Kabarettprogramme sind so entstanden.
„Schaffa, Schaffa, Hüsle baua 3“ – Familientradition und Publikumsliebling
Die Reihe „Schaffa, Schaffa, Hüsle baua“ gehört zu seinen größten Erfolgen. Sie hat das Publikum über Jahre hinweg begeistert und emotionale Spuren hinterlassen – vom herzhaften Lachen bis zu jenen berührenden Momenten, in denen Zuschauer ihren letzten Abend vor einer schweren Operation im Theater verbringen wollten.
Seit Herbst 2025 kommt nun „Schaffa, Schaffa, Hüsle baua 3“ auf die Bühne – wieder mit seiner Schwester Maria Neuschmid. Die beiden verbindet eine jahrzehntelange, perfekt eingespielte Zusammenarbeit. Auch die Figur des Schwarzarbeiters kehrt zurück, inklusive seines legendären Satzes:
„I han mir au scho a Werkzeugkischt g’putzt.“
Familienbande, neue Generation und große Projekte
Neben der Zusammenarbeit mit seiner Schwester steht inzwischen auch seine Nichte Anna regelmäßig mit ihm auf der Bühne – die nächste Generation, die das familiäre Talent weiterträgt. Gleichzeitig wagt sich Vögel an ganz neue Formate: etwa an einen über 1000 Seiten starken historischen Roman, an dem er seit zehn Jahren arbeitet.
Zwischen Mauren und Barcelona
Seit über zwei Jahrzehnten lebt er in Mauren (Liechtenstein), verbringt aber regelmäßig längere Aufenthalte in Barcelona, einer Stadt, die ihn inspiriert und die er wegen ihres Meeres, ihrer Wärme und ihres Großstadt-Flairs liebt.
Factbox – Stefan Vögel
Geburtsort: Frastanz, aufgewachsen in Gurtis
Familie: u. a. Schwester Maria Neuschmid (Schauspielerin)
Wohnort: Mauren (Liechtenstein)
Weitere Lebensorte: Barcelona
Ausbildung: Wirtschaftsstudium in Zürich
Karrierebeginn: Kabarett während des Studiums
Erstes Stück: „Grüß Gott in Voradelberg“ (1991)
Werke: ca. 55 Theaterstücke, ca. 25 Kabarettprogramme
Bekannteste Reihe: „Schaffa, schaffa, Hüsle baua“
Aktuelles Projekt: „Schaffa, Schaffa, Hüsle baua 3“ (ab Herbst 2025)
Weitere Arbeiten: Großroman (über 1000 Seiten, in Fertigstellung)
