Francesca Albanese ist „UN-Sonderberichterstatterin für die Menschenrechtslage in den seit 1967 besetzten Gebieten“ – ein unabhängiges Mandat, kein Richteramt. Trotzdem trägt ihre Sprache Gewicht: Sie prägt Debatten, formt Schlagzeilen, verschiebt Grenzen des Sagbaren. Und seit Jahren bedient sie sich eines Wortschatzes, der maximal anklagt, minimal differenziert – und regelmäßig einseitig auf Israel zielt.
Von Anatoli Loucher
Die Frage lautet: Ist Francesca Albanese eine Antisemitin?
Die Antwort lautet: Ja – auch wenn sie es vermutlich selbst nicht so sieht. Wahrscheinlich hält sie sich ehrlich für eine „Israelkritikerin“. Doch Fakt ist: Ihre Rhetorik ist einseitig, dämonisierend, verstärkt antisemitische Narrative weltweit und trägt so dazu bei, dass Gewalt gegen Juden moralisch „erklärbar“ erscheint. Genau das ist eine bekannte Form des modernen, israelbezogenen Antisemitismus.
1) Das Grundmuster: Maximalbegriffe statt Beweisführung
Albanese operiert mit den schärfsten Vokabeln des Völkerrechts – „Apartheid“, „ethnische Säuberung“, „Genozid“. Diese Begriffe haben präzise Tatbestände. Wer sie in Dauerschleife verwendet, vor jeder gerichtlichen Feststellung, verschiebt nicht nur die Debatte – er ersetzt die Beweisaufnahme durch moralische Vorverurteilung. Das Publikum hört nicht mehr: „Es gibt schwere Vorwürfe, zu prüfen.“ Es hört: „Urteil gesprochen.“
2) Das Twitter/X-Beispiel: Wie man Antisemitismus nicht zurückweist
Ein Nutzer schreibt offen antisemitisch: Juden seien „fähig, Menschenfleisch zu essen“. Kein grauer Subtext, sondern ein klassischer entmenschlichender Hasssatz.
Albaneses Antwort: Bitte nicht alles, was Israel tut, allen Juden zuschreiben. Viele, auch Holocaust-Überlebende, protestieren gegen Israels Verbrechen.
Was passiert rhetorisch?
Keine klare Zurückweisung. Statt „antisemitisch und verwerflich“: Umadressierung zu „Israels Verbrechen“.
Semantische Verschiebung. Das Muster lautet: „Nicht alle Juden, aber Israel …“ Damit bleibt der Kernnarrativ unangetastet: Grausamkeit als Wesenskern, nur eben auf Israelis projiziert.
Entmenschlichung bleibt stehen. Wer Entmenschlichung bekämpft, muss sie benennen. Albanese verschiebt sie nur – und akzeptiert so das Narrativ, dass Israelis quasi „unmenschlich“ seien.
Sie hat nicht selbst gesagt, Juden äßen Menschenfleisch. Aber sie hat den Vorwurf nicht zurückgewiesen, sondern ihn indirekt bestätigt – indem sie das Ziel verschob: „Nicht Juden, nur Israel.“ Das ist keine Verteidigung, das ist Komplizenschaft.
3) Einseitigkeit als Stil
Das Beispiel ist kein Ausrutscher, sondern Muster. Israel wird mit Maximalvokabular belegt; Hamas’ Kriegsverbrechen und die Instrumentalisierung der eigenen Zivilbevölkerung treten in den Hintergrund oder erscheinen nur als Kontext.
So entsteht ein moralisches Bild, in dem Israel als Quelle der Unmenschlichkeit erzählt wird – während antisemitische Ausfälle sprachlich nicht bekämpft, sondern umgeleitet werden. Das normalisiert Herabsetzung und verschiebt sie von „den Juden“ zu „den Israelis“. Beides bleibt dieselbe Form: Entmenschlichung einer jüdischen Kollektividentität.
4) Verantwortung der Rolle
Eine Sonderberichterstatterin hat nur ein Instrument: Sprache. Wer in dieser Rolle bei antisemitischer Hetze nicht klar widerspricht, sondern sie über den Umweg „nicht alle Juden – Israel“ umcodiert, sendet genau das Signal, das Antisemiten brauchen: Der Hass war nicht falsch – nur ungenau adressiert.
Das ist nicht „missverständlich“, das ist brandgefährlich.
5) Warum es beschämend ist
Albanese wird in der Öffentlichkeit oft als „UN-Stimme“ wahrgenommen. Ihre Worte wirken dadurch wie offizielle Positionen. Wenn eine solche Figur Antisemitismus nicht klar stoppt und stattdessen die Zielscheibe verschiebt, dann verstärkt sie die Akzeptanz für entmenschlichende Sprache – diesmal gegen Israelis. Der Schaden ist derselbe: Menschen werden zu Chiffren, Gewalt wird moralisch vorbereitet.
Francesca Albanese ist kein Zufall, sondern ein Muster: Sie behauptet Humanität, erlaubt aber Entmenschlichung, solange sie das „richtige“ Ziel trifft. Ihre Maximalbegriffe ersetzen Prüfung durch Urteil; ihre Reaktionen auf antisemitische Ausfälle ersetzen Zurückweisung durch Umetikettierung.
Sie selbst mag sich nicht als Antisemitin sehen. Aber wer ständig Israel dämonisiert, antisemitische Rhetorik nicht bekämpft, sondern verschiebt, und die Folgen – Hass und Gewalt gegen Juden weltweit – billigend in Kauf nimmt, erfüllt exakt die Kriterien des modernen, israelbezogenen Antisemitismus.
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