Andreas Visser zur Anerkennungswelle Palästinas durch die UNO

Andreas Visser. Foto: Privat

Die Anerkennungswelle Palästinas rollt wie ein Tsunami durch die Vereinten Nationen. Und bevor es irgendjemand bemerkt, reißt dieses grollende Wasser auch die letzten Gazianer von der Bühne. Man erkennt an, was nicht existiert, man verleiht Staatsgewalt an ein Phantom, das ohne Israel nicht einmal Wasser hätte. Die Tunnelbauer von Gaza halten nicht so viel von Landwirtschaft wie die einstigen Zionisten der 1930er Jahre, die den Häschern aus Deutschland nach Palästina entkommen waren und dann von trüben Tassen beim Erschließen des Landes beschossen wurden.

Von Andreas Visser

Heute wird man beschimpft als Zionist, wenn man solidarisch mit Israel ist, weil Israel immer schon ausgelöscht werden sollte und dennoch Hilfe leistete. Mehr als anderswo. Dafür wird man als Zionist beschimpft. Das New-Age-Thank-You für Wasser. Und der höchste Lohn für das bestialische Pogrom vom 7. Oktober wird die Anerkennung sein. Pour le Mérite. Anerkennung eines Vexierbildes, einer Fata Morgana, eines Gebildes, das auf der Karte nur durch den Hass seiner Befürworter Kontur gewinnt. Mehr ist es nicht.

Die höchste Bestrafung kommt dann irgendwann. Das Schlimmste, was den Berufsterroristen in Gaza passieren könnte, wäre ein vollständiger Abzug der israelischen Armee mit einem letzten Gruß „Seht zu, wie ihr klarkommt.“ Aber Voraussetzung sollte sein, dass diese Terroristen nie wieder in die Nähe von Waffen kommen. Vielleicht finden sie ja Freunde in Ägypten. Die freuen sich bestimmt ganz toll in Ägypten.

Und die Deutschen? Die Täter von einst dürfen heute wenigstens verbal wieder Täter sein. Endlich dürfen sie gegen Juden Front machen, ohne Hakenkreuz, aber mit erhobenem Zeigefinger. Sie verlangen von ihrer Regierung eine klare antisemitische Haltung, sonst schmollen sie wie beleidigte Kinder. Die Täter wollen Täter bleiben, diesmal moralisch drapiert. Und mit Fotos von Kindern aus Gaza, die einem leidtun müssen, weil sie für den Horror ihrer Eltern nicht verantwortlich sind, versuchen sie dann auch noch perfide die mitfühlenden Gemüter einzufangen, weil man natürlich Mitleid mit Kindern hat. Damit tarnt sich heute der Antisemitismus. Wie eine Drückerbande laufen sie umher, die auf die Tränendrüse drückt. Und das macht es ganz besonders übel. Sie verstecken sich hinter den Kindern.

Denn sie brauchen ihr Opfer. Früher mussten es die Juden sein, möglichst hilflos und im Glauben, dass man eigentlich Deutscher sei. Letztens habe ich eine Doku über Igor Levit gesehen, wo er erzählte, dass jemand ihm gesagt habe, dass er sich glücklich schätzen solle, dass er in einem Land lebe, wo sein Leben gar nicht mehr vorgesehen war. Ich zitiere aus dem Gedächtnis. Schockierender habe ich es selten gehört. Aber auch die heutigen Antisemiten haben dazugelernt. Der deutsche Antisemitismus hat den Antisemitismus doch arg in Verruf gebracht, so dass selbst Antisemiten nicht mehr Antisemiten genannt werden möchten, sie ziehen jetzt als Antizionisten durch Europa und dann haben sie gelernt, dass Juden nicht mehr ganz so einfache Opfer sind. Also, brauchten sie eine Opfergruppe, die im besten Fall Opfer von Juden sind, damit man diese gegen die anderen ausspielen kann. Diese Umkehrung brachte ihnen feuchte Träume. Die perfekte Opfergruppe sind die so genannten Palästinenser, die Juden morden und wogegen sich Juden anschließend möglichst erfolgreich verteidigen. Die perfekte Opferinszenierung mit lebenden Juden, die sich wehren und damit so gar nicht ins Skript passen oder eben heute gerade deshalb.

Darum auch die Obsession mit Netanjahu. Ohne ihn könnten sie nicht atmen. Er ist der notwendige Schurke, das Alibi des Antisemitismus, das Feindbild, an dem sich jeder Reinwaschungstaumel entzündet. Diffamierung ist ihre Droge: Wer nicht Antisemit ist, muss Netanjahu-Anhänger sein. Das geht gar nicht anders. Wer Israel verteidigt, ist der Barbar. So einfach, so niederträchtig, so antisemitisch. Dabei stehen sich zwei rechtsradikale Gruppen gegenüber, da die Hamas und dort die fürchterliche Netanjahu-Regierung. Da ist die Lösung logisch. Man gibt seine Sympathie denen, die sich den Mord an alle Juden auf ihr Schild geschrieben haben. Nachzulesen in deren Gründungscharta.

Die Palästinenser sind ihnen dabei egal. Das Leid, das Elend, die Realität, völlig uninteressant. Wichtig ist nur die Szene, das Schauspiel, die große Oper des Hasses. Ein Phantomstaat als moralische Eintrittskarte, ein Opferkollektiv als Projektionsfläche. Täter dürfen Täter bleiben, diesmal im Schatten des eigenen Heiligenscheins. Sie feiern ihre Partys auf Booten im Mittelmeer. Kraft-durch-Freude-Reisen im Jahr 2025 und wenn sie noch lang genug unterwegs sind, bekommen sie ihre KdF-Stempel aus den frisch eröffneten Botschaften der Anerkenner-Staaten. Bestimmt eröffnet bald die erste Fata-Morgana-Botschaft. Ich hätte nie gedacht, dass ich noch Zeiten erleben muss, wo der Gestank des Antisemitismus noch einmal so intensiv über ganz Europa verbreitet wird.

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