Gsiberger der Woche: Heute vor 30 Jahren wurde Wilfried Kohler von Dornbirn bei Wetten Dass…??? Wettkönig

Wilfried Kohler zerreisst zum 30. Jubiläum noch ein Telefonbuch aus alten Tagen. Foto: Bandi R. Koeck

Wilfried Kohler – Der Telefonbuchzerreißer von Watzenegg

Wenn man heute in Dornbirn-Watzenegg den Namen Wilfried Kohler erwähnt, beginnen die Leute zu schmunzeln, zu staunen – oder beides. Denn dieser Mann, Jahrgang 1952, ist etwas wie eine lebende Sage: der Telefonbuchzerreißer, der am 5. Dezember 1995 im fernen Rostock auf der Bühne von Wetten, dass..??? bei Thomas Gottschalk die Alpenrepublik und die Millionen Zuschauer vor den Fernsehgeräten in Staunen versetzte. Und das mit einem Objekt, das in den 90ern noch zu den härtesten Dingen im Haushalt gehörte – dem Telefonbuch.

Text, Bilder und Podcast: Bandi Koeck

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Der Mann, der aus Versehen zum Wettkönig wurde

Dabei fing alles ganz unspektakulär an: In Dornbirn organisierte Wilfried jahrelang einen eigenwilligen Fünfkampf mit Disziplinen, die heute vermutlich in jedem Arbeitsschutzhandbuch unter „bitte niemals nachmachen“ aufscheinen würden. Da wurde mit Mittelfingern gezogen, am Boden mit dem Hals gestoßen und die Fäuste quer über Tische geschoben. Kraft war Wilfried also nicht fremd – aber Telefonbücher? Die hatte er bis dahin nicht einmal zerrissen gesehen.

Dann kam der legendäre Trainingsnachmittag in Tirol: Dort wurden Teilnehmer für eine Kraftsportveranstaltung getestet, und der Test bestand aus – natürlich – Telefonbüchern. Wilfried bekam ein Innsbrucker Exemplar in die Hand, schaute kurz, lachte ein bisschen… und riss es einfach entzwei. Auf Anhieb. Ohne zu wissen, dass das irgendjemanden beeindrucken würde.

Ab da nahm die Geschichte ihren eigenen Lauf: Wettbewerbe, Vorarlberger-Ausscheidungen, Proben mit Holzsägen und Schwedensägen – und schließlich der Anruf vom ZDF. Ein Kamerateam reiste an, Wilfried zeigte seine Kräfte, und kurze Zeit später hieß es: „Herr Kohler, wir hätten da eine Show in Rostock…“

Rostock 1995 – und Gottschalk, Steak und Schnaps

Die Proben in Rostock verliefen chaotisch, aber erfolgreich. Eine Generalprobe? Brauchte Wilfried nicht. Ein 600-Gramm-Steak am Abend davor? Ja, bitte. Ein paar Schnäpse? Gehören für das Dornbirner Urgestein und den leidenschaftlichen Schnapsbrenner selbstverständlich dazu. Im Podcast betonte er, dass er ein paar Flaschen Schnaps mit im Gepäck hatte und einen nervösen Dortmunder Wettkandidaten, der mit Gummibändern Kerzen ausmachen wollte und bei der Generalprobe gescheitert war, zum Schnapstrinken animierte: „An Schluck Schnaps schadat nia!“

Beim Sektfrühstück mit Thomas Gottschalk am Wett-Tag selbst lockerte der Moderator Teilnehmer mit seiner unverkennbaren Art heiter auf, während Wilfried ruhig blieb wie ein Mann, der eben aus Watzenegg kommt und schon ganz andere Sachen gesehen hat.

Als er dann auf die Bühne trat, war alles wie weg: Lampenfieber, Kameras, Publikum – nur Wilfried und das Papier. Und dann riss er los. Achtelte sogar. Die Halle tobte. Gottschalk grinste. Und der Wettkönig des Abends hieß:
Wilfried Kohler aus Watzenegg, Telefonbuchzerreißer aus Leidenschaft – oder zumindest Talent.

Nach der Show: 500 Bücher, Wiener Paletten und der Eintrag ins Guinness-Buch

Die nächsten Jahre wurden nicht ruhiger:

Und während andere ihren Ruhm ausschlachten, blieb Wilfried der bodenständige Dornbirner, der lieber für ein soziales Projekt reißt – und dafür maximal eine Wurst und ein Bier verlangt.

Der Schnapsbrenner, der Weinmann und der Mann mit den starken Fingern

Außerhalb des Telefonbuchuniversums ist Wilfried ein kreativer Tausendsassa:
Gelernter Bodenleger, lange Zeit Leiter der Postabteilung der Stadt, leidenschaftlicher Schnapsbrenner, Hersteller des berühmten „Pumuckl“-Himbeergeists für die Weltgymnaestrada, Lieferant für besondere Anlässe, Enzian-Ausgräber und Produzent hochprozentiger Spezialitäten.

Weinhandel? Auch das.
Schnaps? Seine Leidenschaft.
Telefonbücher? Sein Mythos.

Und wenn man ihn heute trifft, 30 Jahre später?
Er wird immer noch darauf angesprochen – fast täglich. Und er erzählt davon, als wäre es gestern gewesen: humorvoll, bescheiden und mit diesem ganz speziellen Dornbirner Charme. Und ein heißer Tipp am Rand: Für ein Bier und eine Grillwurst kann man ihn für ein Fest gewinnen. Ob er dann allerdings fünfzig Telefonbücher halbiert oder fünf achtelt, das entscheidet er gerne selbst und spontan.

Factbox Wilfried Kohler

Name: Wilfried Kohler
Geboren: 1952
Wohnort: Watzenegg, Dornbirn (Vorarlberg)

Bekannt durch:

Rekorde & Leistungen:

Karriere & Tätigkeiten:

Besonderheiten:

Philosophie:
Für eine gute Sache reißt er immer noch gern ein paar Bücher –
und zufrieden ist er, wenn es dafür eine Wurst und ein Bier gibt

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