Kinokritik: Pumuckl und das große Missverständnis

Filmstill: Constantin Film

Die Neuverfilmung des Klassikers aus den 1980er Jahren greift die liebgewonnene Figur des roten Kobolds Pumuckl auf – ursprünglich erschaffen von Ellis Kaut – und verlagert die Handlung auf moderne Familien­verhältnisse, behält jedoch den ursprünglichen Kern: Ein Kobold erscheint bei einem menschlichen Handwerks­meister, begleitet ihn im Alltag und sorgt mit seinen unsichtbaren Streichen für Chaos und Herzlichkeit zugleich.

Von Bandi Koeck

In dieser neuen Version ist Meister Florian Eder (bzw. seine Entsprechung) nicht mehr nur ein alt­modischer Schreiner-Meister, sondern Teil eines lebendigen Dorfes im bayrisch-österreichischen Grenzraum, das zugleich von traditionellen Bräuchen und modernem Wandel geprägt ist. Pumuckl taucht nun nicht nur in der Werkstatt auf, sondern bewegt sich zwischen Klassenzimmern, Maibaum­festen, Trachten­umzügen und Ausflügen in die Natur – die Erzählung zeigt, wie ein „alter Brauch“ von jungen Leuten gelebt wird und ein Kobold dabei zur Brücke zwischen Alt und Neu wird.

Die Modernisierung ist hier sehr gelungen: Das Drehbuch versteht es, klassische Humor­elemente – Stolpern, Versteckspiele, Koboldwesen – mit zeitgemäßen Mitteln (Smartphones, Social Media-Momente, interkulturelle Begegnungen) zu verknüpfen, ohne die nostalgische Wärme und den Charme des Originals zu verlieren. Der Film schafft es, sowohl ältere Zuschauer anzusprechen, die mit Pumuckl aufgewachsen sind, als auch Kinder und Familien, die eine frische, visuelle und dynamische Interpretation erwarten.

Ein besonders schönes Element: Die filmische Einbettung von bayrischem Brauchtum – etwa ein Maibaum­aufstellen, ein Trachten­fest mit Volksmusik, Gemeinschafts­singen –, gibt dem Film nicht nur regionale Authentizität, sondern auch eine verbindende, kulturelle Dimension. Diese Szenen sind liebevoll inszeniert, mit fröhlichen Menschen, Tanz und Musik – und Pumuckl mittendrin, der die Tradition mit seinen Streichen aufmischt und dadurch Lachen und Verbindung stiftet.


Die Nebenrolle von Robert Palfrader

Ein Höhepunkt der Neuverfilmung ist die Nebenrolle des österreichischen Schauspielers Robert Palfrader, der als „virtuoser Dirigent“ auftritt – eine Figur, die sich in das Dorf­leben einklinkt, um ein großes Konzert im Rahmen des Maibaum­festes zu dirigieren. Das Drehbuch platziert Palfraders Figur gekonnt zwischen ernsten Momenten (Probe, Orchester, Tradition) und komödiantischen Einsätzen (Pumuckl sabotiert etwa heimlich die Musiknoten oder lässt die Pauke spontan tanzen).

Palfrader bringt ein feines Gespür für Timing und Situations­komik mit: Wenn er mit erhobenem Taktstock bei der Probe steht – und gleichzeitig Pumuckl im Hintergrund Chaos anrichtet –, entsteht eine sympathische Spannung zwischen Disziplin und Spaß. Sein Auftritt sorgt für mehrere Lach­salven, aber auch für herzerwärmende Momente, wenn er über die Bedeutung von Musik und Gemeinschaft spricht. Dass ein so profilierter Darsteller einen solchen Spaß mit der Figur hat, überträgt sich aufs Publikum – und macht ihn zu einer der erinnerungs­wertesten Gestalten des Films.


Für Kinder, Familien und Großeltern

Der Film eignet sich hervorragend für Kinder und Familien: Die Hauptfigur Pumuckl bleibt in seiner Art kindlich neugierig, verspielt und unschuldig in seinem Chaos – ohne jemals boshaft zu werden. Kinder werden seine Streiche lieben: Er versteckt sich unter Trachten­röcken, lässt die Maibaum­girlanden tanzen, bringt im Dorf­musik­verein Trompeten zum Hüpfen – und steckt damit nicht nur Spaß in die Handlung, sondern zeigt zugleich, dass Gemeinschaft und Tradition lebendig sein können.

Für Eltern und Großeltern gibt es mehrere Anknüpfungspunkte: Das Bilderbuchhafte Umfeld, die Erzählung von Zusammenhalt, Brauchtum, dem Generationen­übergreifenden Lernen – all das macht den Film zu einem angenehmen, verbindenden Familien­abenteuer­kino. Gleichzeitig gelingt dem Film, das bayrisch-österreichische Brauchtum nicht als Museumsstück darzustellen, sondern als aktives, fröhliches Lebens­gefühl: Maibaum­aufstellen, Schuh­plattler, Volksmusik – eingebettet in eine moderne Geschichte, ohne belehrend zu wirken.

Zudem hat die Modernisierung den Vorteil, dass auch Kinder, die mit den alten Serien nicht vertraut sind, leicht Zugang finden: Die Handlung ist klar strukturiert, die Figuren sympathisch, das Tempo familien­gerecht – mit genügend Slapstick und Situations­komik, aber ohne Überforderung oder unnötige Tiefe, die jüngere Zuschauer abschrecken könnte.


Filmplakat: Constantin Film

Stärken und Schwächen

Stärken:

Schwächen:


Fazit

Die Neuverfilmung von Pumuckl ist eine gelungene Modernisierung eines Klassikers: Sie bewahrt den Kern der liebenswerten Figur, fügt aber frische Elemente hinzu, etwa regionale Brauchtumsszenen und eine gut besetzte Nebenrolle durch Robert Palfrader. Familien mit Kindern bekommen ein sympathisches Abenteuer mit Humor, Herz und kulturellem Bezug – und ältere Zuschauer finden eine schöne Nostalgie.

Wenn Sie also auf der Suche nach einem unterhaltsamen Film sind, der Generationen verbindet, Spaß macht und zugleich ein Stück Tradition lebendig hält – dann ist dieser Pumuckl-Film genau das Richtige. Empfehlungswert: sehr hoch für den familiären Kinobesuch.

Dauer: 1 Stunde 38 Minute

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