Wenn Alex Pina eine neue Serie ankündigt, horcht die Streaming-Welt auf. Spätestens seit Haus des Geldes und Vis a Vis weiß man, dass der spanische Showrunner und Kreativmotor gemeinsam mit Esther Martínez Lobato und Jesús Colmenar das Talent besitzt, Hochspannung, Gesellschaftskritik und komplexe Figuren zu einem mitreißenden Gesamtkunstwerk zu verweben. Mit „El Refugio Atómico – Der Milliardärsbunker“ beweist Pina nun einmal mehr, dass er wie kaum ein anderer den Nerv unserer Zeit trifft.
Von Bandi Koeck
Der Plot: Eine Geschichte, die aktueller nicht sein könnte
Die erste Folge beginnt nostalgisch in Rückblicken: Der kleine Max, der der Liebe seines Lebens begegnet, unglaublich schöne Momente mit ihr verbringt und dann betrunken gegen einen Baum rast, im Cabrio des Vaters, der ihn davon abhalten wollte. Er überlebt, seine große Liebe stirbt. Sein Vater sorgt dafür, dass er seine Sünde im Gefängnis verbüsst. Es sind fantastische Bilder in der Retrospektive und tiefgründig-schöne Dialoge und Gedankenspiele. Die Ausgangslage wirkt fast wie eine bitterböse Satire auf die Gegenwart und illustriert den Dritten Weltkrieg: Ein exzentrisches Geschwisterpaar hat tief unter der Erde einen hochmodernen Bunker namens Kimera Underground Park errichten lassen – angeblich als ultimativen Schutz vor globalen Krisen, doch es geht ihnen darum, die Stinkreichen reinzulegen, und dafür sind ihnen alle Mittel und Wege recht. Doch als sich eine illustre Gruppe von äußerst betuchten Menschen dort wiederfindet, beginnt ein tödliches Spiel aus Macht, Überleben, Intrigen, Geheimnissen und moralischen Entscheidungen.
Toxische Beziehungen, Lust und Gier
Wie gewohnt versteht es Pina meisterhaft, kleine persönliche Dramen mit großen gesellschaftlichen Fragen zu verweben. Wer darf im Angesicht der Apokalypse entscheiden, wessen Leben mehr wert ist? Wie verändern sich Beziehungen unter extremem Druck? Und wie sehr sind wir alle Gefangene unserer eigenen Gier?

Bildquelle: Netflix
Schauspielerisches Wiedersehen mit vertrauten Gesichtern
Fans von Haus des Geldes und Vis a Vis dürfen sich freuen: Pina setzt erneut auf sein bewährtes Ensemble. Darunter finden sich Schauspielerinnen und Schauspieler, die wir schon in ikonischen Rollen geliebt – oder gehasst – haben. Besonders das Wiedersehen mit Najwa Nimri sorgt für Gänsehautmomente. Enrique Arce, der bei Haus des Geldes Arturo Román spielt, tritt in El refugio atómico als Oswaldo auf. Sie alle liefern gewohnt intensive Performances, die jede Figur mit einer Mischung aus Charisma und Abgrund aufladen.
Bildsprache und Soundtrack: Kino-Qualität für die heimische Couch
Die Kameraarbeit glänzt mit kühlen, klaustrophobischen Einstellungen, die das beklemmende Setting des Bunkers perfekt einfangen. Weite Totalen kontrastieren mit engen Close-ups, wodurch die Zuschauer förmlich in die psychologischen Abgründe der Charaktere hineingezogen werden.
Untermalt wird das Ganze von einem Soundtrack, der wie immer bei Pina punktgenau sitzt. Zwischen bedrohlich-düsteren Klangteppichen und plötzlichen Popsongs entsteht eine Stimmung, die gleichzeitig modern, verstörend und unwiderstehlich wirkt.
Pina-typischer Sog: Binge-Watching unvermeidbar
Es wäre keine Pina-Serie, wenn man nicht nach der ersten Folge unweigerlich „nur noch eine“ schauen möchte – bis plötzlich die ganze Staffel durch ist. Mit cleveren Cliffhangern, überraschenden Wendungen und emotionalen Schockmomenten hat El Refugio Atómico genau das, was Fans lieben: Suchtpotenzial auf höchstem Niveau.
Fazit
„El Refugio Atómico – Der Milliardärsbunker“ ist mehr als nur die nächste Netflix-Serie. Es ist ein Spiegel unserer Zeit, verpackt in Thriller-Drama der Extraklasse. Alex Pina beweist erneut, dass er den perfekten Mix aus Spannung, Gesellschaftskritik und emotionaler Tiefe beherrscht.
Wer sich auf dieses neue Abenteuer einlässt, sollte nur eines wissen: Schlaf wird in den kommenden Nächten Mangelware sein.












