Gewohnheiten – Fluch oder Segen?

In unserer neuen Serie „Fitness“ schreibt Mentalcoach und Personaltrainer Andreas Bösch jeden MIttwoch zu einem neuen Thema: Frank Krank ist – wie fast alle Menschen – ein „Gewohnheitstier“. Sein Arbeitsplatz ist zwei Kilometer von seiner Wohnung entfernt. Tagein, tagaus fährt Frank mit seinem Auto in wenigen Minuten zur Arbeit und abends wieder nach Hause. Dieses Verhalten ist auf zwei Arten destruktiv: Einerseits verschleißt der Motor seines PS-Boliden auf Kurzstrecken wesentlich schneller, andererseits raubt er seinem körperlichen Motor – seinem Herz – jede Bewegung und dadurch die Möglichkeit, stärker zu werden.

Ob Sie im Leben das bekommen, was Sie sich wünschen, wird zum größten Teil von Ihren Gewohnheiten bestimmt. Fitte Menschen tun gewohnheitsmäßig Dinge, welche Sie fit und gesund halten. Glückliche Menschen tun und denken gewohnheitsmäßig Dinge, die sie glücklich machen. Es reicht nicht, nur zu wissen, wie wir etwas erreichen können. Wenn wir dauerhaft davon profitieren wollen, müssen wir eine Gewohnheit daraus machen, sonst nutzt alles Wissen nichts. Der Spruch „Wissen ist Macht“ ist so nicht ganz korrekt. Erst angewandtes Wissen ist Macht und sorgt für Erfolg.

Nehmen wir einmal an, Sie wollen Ihre Kondition steigern. Reicht es, wenn Sie nur einmal laufen gehen? Wohl kaum. Es reicht auch nicht, eine einzige Trainingswoche zu absolvieren. Wenn Sie wirklich körperlich fit werden wollen, dann müssen Sie das ganze Jahr trainieren, sonst bringt es nichts. Sport zu treiben, muss eine Gewohnheit werden, sonst können Sie es vergessen. Das gleiche in einem anderen Kontext: Stellen Sie sich vor, Sie wollen die Beziehung zu Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin verbessern. Reicht es, wenn Sie sich an einem Tag darum bemühen? Oder eine Woche lang? Nein. Wenn Sie die Beziehung dauerhaft verbessern wollen, müssen Sie es sich zur Gewohnheit machen, Ihren Partner oder Ihre Partnerin liebe- und respektvoll zu behandeln.

Gewohnheiten sind eine tolle Sache. Sie erleichtern unser Leben wesentlich. Stellen Sie sich vor, Sie müssten beim Autofahren jedesmal überlegen, welchen Gang Sie als nächstes einlegen. Routine nimmt uns geistige Arbeit ab und erleichtert uns das Leben. Doch diese gewissermaßen gedankenlosen Abläufe bergen auch ihre Gefahren.

Haben sich – vor allem die schlechten – Gewohnheiten erst einmal etabliert, werden sie häufig nicht mehr hinterfragt. Angenommen, Sie trinken jeden Morgen drei Tassen Kaffee. Das machen Sie schon seit Jahren – schließlich muss man ja irgendwie wach werden…Dummerweise essen Sie erst mittags Ihre erste Mahlzeit. Das bedeutet, dass Ihr Magen ausschließlich mit dem Kaffee beschäftigt ist. Koffein erhöht die Produktion von Magensäure, welche langfristig Ihre Magenschleimhaut angreifen kann. Natürlich ist das nicht sofort spürbar. Doch Gewohnheiten pflegen wir ja nicht nur gestern und heute, sondern oft über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg. In dieser Zeitspanne kann diese eher destruktive Gewohnheit Ihnen Schaden zufügen.

Es ist also gut, wenn Sie Ihre Gewohnheiten von Zeit zu Zeit überprüfen und sich fragen: „Macht mich diese Gewohnheit gesünder, fitter oder glücklicher?“

Unsere Gewohnheiten sind es, die die Qualität unseres Lebens ausmachen, und nicht einmalige Handlungen. Es sind die Dinge, die wir von ganz alleine tun, ohne dass wir uns daran aktiv erinnern müssen. Glaubt man Experten, so dauert es ca. 28 Tage, sich etwas Neues anzugewöhnen. Dazu mehr im nächsten Kapitel über das Thema Disziplin. Das tolle an Gewohnheiten: Wenn Sie es schaffen, alte destruktive Gewohnheiten durch neue konstruktive Abläufe zu ersetzten, sind diese dann auch langfristig etabliert.

Ein Beispiel:
Auch Brit Fit ist von Gewohnheiten geprägt. Täglich fährt Sie mehrmals mit dem Lift in ihre Wohnung, welche sich im zweiten Obergeschoss befindet. Irgendwann hört Brit Fit den Spruch „Lift ist Gift“. Das gibt ihr zu denken, und sie beschließt, ab sofort das Treppenhaus zu benutzen. Brit hat es tatsächlich geschafft, ihre Gewohnheit zu ändern. Auf Jahre gerechnet erspart sich Brit Fit nicht nur Strom und Wartungskosten des Aufzugs, nein, Sie gewinnt auch an Muskelkraft und Kondition. Sie kommt zu der Überzeugung: „Besser mit trainierten Beinen und einem knackigen Po Treppen steigen, als faul – die oft peinliche – Stille im Aufzug zu überstehen.

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