Sara Steinhauser und ihr Kreativraum Farbenspiel

Die gelernte Kindergartenpädagogin Sara Steinhauser aus Feldkirch-Nofels betreibt auf der Letze in Tisis einen Kreativraum, bei dem sich Groß und Klein kreativ und farbenfroh beschäftigen können. Im Interview erzählt sie, wie es dazu kam. 

Von Bandi Koeck 

Gsi.News: Als Schülerin hast du die Unterstufe der Freien Montessori Schule Altach besucht. Welche Erinnerungen hegst du an deine Schulzeit? 

Sara Steinhauser: Ich denke vor allem an viele Situationen zurück, in denen kreiert und erschaffen wurde. An das Malatelier oder die vielfältigen Werkangebote, die über Filzen, Papierschöpfen, Specksteinskulpturen, bis hin zum Bauen von Murmelbahnen reichten. An unsere Schulmusicals, Projektwochen oder das Pippi Langstrupf Theaterstück, das wir fast selbständig einstudiert und organisiert haben. Ich denke Kreativität hat schon ganz früh eine wichtige Rolle für mich gespielt und mich begeistert. Und genau diese Begeisterung wurde in der Schule gesehen und gestärkt. Wir konnten uns sehr selbständig entwickeln und uns wurde auch etwas zugetraut. Unsere Ideen fanden immer Gehör und wurden ernst genommen.  

Gsi.News: Später warst du Schülerin der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik am Feldkircher Ardetzenberg. Woher rührt dein Interesse, mit Kindern  zu arbeiten? 

Steinhauser: Dieser Satz mag jetzt vielleicht etwas plakativ oder abgedroschen klingen, aber Kinder sind die Zukunft. Ich finde es eine wunderbare und so wichtige Arbeit, Kinder auf ihrem Weg zu begleiten. Sie in ihren Fähigkeiten und ihrer Begeisterung zu stärken, dass aus ihnen selbstwirksame, kreative und bewusste Menschen werden, die sich nicht scheuen ihre eigenen Ideen zu äußern und sie zu verfolgen. Die sich zutrauen mal etwas „anders“ zu machen und ihren Weg gehen.   

Gsi.News: Arno Stern gilt dir als Inspiration. Was gefällt dir an seiner Pädagogik, seinen Farben und an offenen Malformen? 

Steinhauser: Seine Haltung den Kindern mit Vertrauen und auf Augenhöhe zu begegnen und die Idee, einen Raum zu erschaffen, in dem die Kreativität jedes Einzelnen ganz ungehindert, ohne Vorgaben und vor allem ohne Bewertung fließen darf. Spannend ist, dass wir erst in den 70er Jahren angefangen haben Kunst und Kreativität zu bewerten, als das Fach „Kunsterziehung“ in der Schule eingeführt wurde. Arno Stern erfand dann das Konzept des Malorts. Ein Ort, an dem nicht das Endprodukt im Vordergrund steht, sondern das Tun und die Freude am Kreativsein. Und das gefällt mir so daran. In unserer von Leistung geprägten Gesellschaft einen Gegenpol zu schaffen, bei dem es nicht darum geht etwas „Gutes“ oder „Schönes“ zu kreieren, sondern seine Ideen ganz frei und wild entfalten zu können.  

Gsi.News: Vor deinem Studium hast du dir eine Auszeit mit Reisen gegönnt. Wohin ging die Reise und welches waren die schönsten Erlebnisse im Ausland? 

Steinhauser: Es ging nach Mittelamerika. Genauer gesagt nach Kuba. Ursprünglich hatte ich geplant mit einer Freundin unterschiedliche Länder Mittelamerikas zu bereisen. Es kam dann alles ein bisschen anderes. Ich bin allein losgereist und war dann schlussendlich drei Monate nur auf Kuba. Mich hat auch hier die Kreativität der Menschen beeindruckt. Und damit meine ich nicht nur die wundervollen Kunstwerke und die Musik, die man an jeder Ecke entdecken kann, sondern das große Improvisationstalent der Menschen. Mechaniker und Elektriker schaffen es, dass Autos aus den 50er Jahren immer noch fahren, und Kuba dadurch irgendwie zu einem großen Museum machen. Sind gerade keine Eier zu bekommen, dann tauscht man sie beim Nachbar gegen etwas Seife. Und hat man keine Seife verspricht man für das nächste Fest die Getränke zu organisieren Es scheint kein Problem zu geben, das nicht gelöst werden kann. Und diese Lebensweise inspiriert mich unglaublich.  

Gsi.News: Nachdem du zwei Jahre in einer betreuten WG für Senioren und einer Schülerbetreuung, bist du zur Gemeinde Götzis in den Kindergarten gewechselt. Welche Tätigkeiten übst du dort genau aus? 

Steinhauser: Ich konnte hier durch die Kombination meiner Ausbildung als Kindergartenpädagogin und dem Studium der Sprachtherapie eine Beratungsstelle für Sprache aufbauen. Ich bin vor allem Anlaufstelle für die Pädagog:innen, wenn es z.B. bei einem Kind Unsicherheiten in Bezug auf die Sprachentwicklung gibt. Ich begleite und unterstütze aber auch Eltern rund um das Thema Sprache und Sprechen.   

Gsi.News: Seit Anfang 2023 betreibst du in Tisis den Kreativraum Farbenspiel. Wie ist es dazu gekommen und wie sieht dein Angebot im Detail aus?  

Steinhauser: Ich konnte in meinem Berufsalltag im Kindergarten immer mehr beobachten, dass den Kindern der Zugang zum freien kreativen Tun fehlt. Sie wissen oft nicht was sie malen oder gestalten sollen oder trauen es sich nicht zu – das hat mich sehr erschreckt.  Und somit ist die Idee entstanden, einen Raum zu eröffnen, in dem Kinder wieder zu ihrem kreativen Urimpuls finden können, ohne einem Beurteilungssystem gerecht werden zu müssen. Inzwischen biete ich 10er und 5er Blöcke für Kinder von 4 bis 10 Jahren an und ein Angebot für Jugendliche ist in Planung. Auch Kindergeburtstage im Kreativraum Farbenspiel sind möglich. Ich habe aber auch immer mehr Anfragen von Erwachsenen bekommen, weshalb es jetzt auch einen kreativen Abend mit Mediation gibt.  

Gsi.News: Aber nicht nur Kinder, sondern ganze Familien können beim Samstagangebot freies Malen profitieren. Wie läuft so etwas ab? 

Steinhauser: Einmal im Monat öffnet der Kreativraum Farbenspiel am Samstagvormittag die Türen. Altersbegrenzungen spielen an diesem Tag keine Rolle – Groß und Klein sind willkommen. Ich finde die altersgemischten Gruppen so wertvoll, weil Leistungsdenken und Vergleichen ganz automatisch wegfallen. Um 9:00 Uhr geht es los. Es gibt die Möglichkeit an der großen Malwand frei zu malen, es stehen aber auch unterschiedliche Materialien zum Gestalten und Experimentieren zur Verfügung.  

Gsi.News: Welche Ziele und Träume hegst du für die nahe Zukunft? 

Steinhauser: Ich träume davon, dass der Kreativraum Farbenspiel vielleicht irgendwann nicht mehr nur ein Raum, sondern vielleicht ein Haus (oder zumindest ein großer Raum) ist und somit noch mehr Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit gibt, ihre eigene Kreativität (wieder) zu entdecken.  

Zur Person: 

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